Eine Besonderheit in der Basilika St. Vitus ist die Michaelskapelle. Sie befindet sich über dem „Alten Stift“, somit hinter der Orgel. Hier blickt man in die Vergangenheit der Stiftskirche, denn diese Kapelle ist noch in ihrem ursprünglichen romanischen Baustil erhalten und bietet damit einen Eindruck davon, wie die gesamte Kirche vor ihrer Barockisierung wohl ausgesehen hat. Nicht mehr vorhanden ist einzig das Kreuzgratgewölbe, das durch eine schlichte Decke aus Eichendielen ersetzt wurde.
Die Kapelle war ursprünglich der Gebetsort der Äbte. Sie war viele Jahre in Vergessenheit geraten, bis sie anlässlich einer Orgelrenovierung Mitte der 1990-er Jahre „wiederentdeckt“ wurde.
Der Künstlerpfarrer Sieger Köder nahm sich der Sache an und schuf hier einen ganz besonderen Raum.
Er gestaltete die beiden – nach Westen und nach Süden zeigenden – Glasfenster, die je nach Tageszeit eine einzigartige Stimmung in der Kapelle erzeugen. Das nach Westen zeigende „Abendfenster“ ist in blau und rot gehalten. Es zeigt den Abendstern und die Abendröte, im Vordergrund ist eine betende Person zu sehen, die sich über die letzte aufgeschlagene Seite aus dem Neuen Testament, die Offenbarung des Johannes, beugt. Dort ist in Griechisch zu lesen „Ich bin das Alpha und das …“ – der Erste, der Anfang. Das nach Süden zeigende Michaelsfenster ist in weiß, grau und schwarz gehalten. Zu erkennen sind Flügel, die an den Engel Michael erinnern sollen, den Namensgeber der Kapelle, und ein Buch. Auf die neue Eichendecke malte Sieger Köder auf weiß goldenem Grund drei Hände, aus der eine Frau und ein Mann hervorsehen. Dieses Deckengemälde soll die Dreifaltigkeit symbolisieren. Eine weitere Kostbarkeit ist der ebenfalls von ihm gestaltete Altar, der unter der Mensa das Handreliquiar des Hl. Vitus und die Stiftsheiligen zeigt. An der Rückseite des Altars hielt Sieger Köder im Kreis der Heiligen einen Platz frei für den guten Pater Philipp Jeningen, in der Hoffnung auf dessen Seligsprechung. Diese Hoffnung erfüllte sich am 16. Juli 2022. Der Künstler und Bildhauer Rudolf Kurz durfte diese Lücke mit dem Bildnis des nun Seliggesprochenen schließen.
Die Michaelskapelle ist nicht frei zugänglich. Wer Interesse an einer Führung hat, kann sich gerne an das Kath. Pfarramt St. Vitus wenden.