Jahresbrief 2023 aus Manglaralto

Ecuador, im November 2023

Liebe Freunde, Bekannte und Verwandte in Deutschland!

Nicht mehr lange und es beginnt der Advent, genau die Zeit, in der wir uns auf das Fest des Friedens – Weihnachten – vorbereiten. Gerade dieses Jahr wird dieses Weihnachten noch mehr als sonst zu einem Fest der Kontraste. Alle sehnen sich nach Ruhe, Frieden, Sicherheit und Verständnis, während wir besorgt sind über die Geschehnisse in der Welt. Krieg, Terror und Gewalt, Hunger und Armut bestimmen das Leben viel zu vieler Menschen.

Das ist auch bei uns hier in Ecuador zu spüren. Und wir sind sehr besorgt über die Situation: gewaltsame Todesfälle steigen unaufhaltsam, Drogenbanden kämpfen um Einfluss und Macht und Erpressungen liegen an der Tagesordung. Durch die hohe Zahl an Überfällen und Entführungen steigt die Unsicherheit und wir können uns seit längerer Zeit auch nicht mehr frei bewegen, müssen bestimmte Streckenabschnitte meiden und nach Möglichkeit auch nachts nicht mehr unterwegs sein.

Wir versuchen dennoch so gut wie möglich, dass unser Alltag und unsere Arbeit nicht allzusehr von der ständig präsenten Angst und Unsicherheit beeinflusst werden, was in bestimmten Situationen eine große Herausforderung ist.

Alltag konkret hat auch bei uns in gewisser Weise mit Routine zu tun wie bei jeder Arbeit. Diese Routine bedeutet, dass wir von Montag bis Samstag die Türen unserer Ambulanz geöffnet haben, in der die Patienten von einem sehr solidarischem und gleichzeitig professionellem Team betreut werden und in der sie nicht nur für gesundheitliche Probleme ein offenes Ohr und meistens auch eine Lösung dafür finden.

Ganz konkret bieten wir in der Ambulanz Allgemeinmedizin, Kinderheilkunde, Ultraschall, Krebsvorsorge, Blutentnahmen, verschiedene Fachärzte und Apotheke an. Bestimmte Patientengruppen liegen uns ganz besonders am Herzen. Dazu gehören unter- und fehlernährte Babys und Kleinkinder, Patienten mit einer chronischen Erkrankung, Personen die mit HIV leben, Familien die Kinder oder Jugendliche mit Diabetes Typ 1 haben. All diese Gruppen werden nicht nur medizinisch betreut. Dazu gehört auch Schulung und Begleitung, ganz individuell je nach Situation .

Zusammen mit einer Universität aus Guayaquil führen wir momentan eine Studie durch über die Situation der Diabetes Typ 1-Patienten in der ganzen Provinz Santa Elena. Es gibt hier in unserer Provinz auffallend viele Patienten mit dieser Erkrankung und leider auch viele schwerwiegende etwas atypische Verläufe. Wir hoffen sehr, dass wir bald zu einem aussagereichen Ergebnis kommen.

Über längere Zeit konnte der mobile Operations- Wagen aus Cuenca leider nicht zum Einsatz kommen, da es erst wegen Corona nicht erlaubt wurde, ambulante Operationen durchzuführen und dann musste die Stiftung, die den Op-Wagen betreibt, eine Finanzierung suchen für einen neuen Lastwagen, da der vorherige vom TÜV keine Fahrerlaubnis mehr bekam In diesem Jahr konnten wir endlich wieder mit diesem so notwendigen Programm starten und vielen Menschen mit einer Operation ihre Lebensqualität verbessern.

Nach wie vor sind wir auch im Einsatz bei denen, die aufgrund ihrer Drogenabhängikeit in der Stadt La Libertad, etwa 60 km von Manglaralto entfernt, auf der Straße leben. Oft diskutieren wir über die Risiken, die mit diesem Einsatz verbunden sind, und den wir aus diesem Grund nur einmal pro Woche durchführen. Aber wir wissen, dass wir praktisch die Einzigen sind, die diesen Einsatz wagen und werden versuchen, sie auch weiterhin mit einem warmen Essen, medizinischer Betreuung und menschlicher Nähe nicht im Stich zu lassen. Vor Kurzem sagte mir eine junge Freiwillige aus Deutschland, die uns an einem Abend begleitet hat: “Dieser Abend war das beindruckenste Erlebnis während meiner Zeit in Ecuador.”

All das, von dem ich berichte, könnten wir nicht ermöglichen, wenn wir nicht von Ihnen und Euch Unterstützung bekommen würden. Und ich möchte Sie und Euch bitten, uns auch weiterhin nicht zu vergessen. Wir sind für Ihre und Eure treue Hilfe mehr als dankbar.

Von Anfang an wollte Jesus mit seiner Geburt im Stall von Bethlehem, dass wir die Armut sehen, dass es nur Weihnachten werden kann, wenn Menschen auf Macht, Gewalt und Egoismus verzichten.

Der bekannte ecuatorianische Maler Oswaldo Guayasamin hat gesagt:

Wenn wir nicht die Kraft haben, allen die Hand zu schütteln, wenn wir nicht die Zärtlichkeit haben, die Kinder der Welt auf unsere Arme zu nehmen, wenn wir nicht den Willen haben, die Erde von allen Streitkräften zu befreien, dann wird dieser kleine Planet nur ein trockener und schwarzer Körper in einem schwarzen Raum sein.“

Ich wünsche uns allen für dieses Weihnachten, dass dieser Planet ein lichtdurchfluteter Ort sein wird, wo nur der Friede herrscht.

Schulprogramm 2023

Seit 1991 unterstützt die Gemeinde Sankt Vitus die Arbeit von Monika Steffel , die an der Pazifikküste Ecuadors , in der Provinz Santa Elena, im Einsatz ist. Von 1991 bis 2008 leitete sie die Ambulanz  der Stiftung Santa Maria del Fiat in Manglaralto . 2007 wurde die Non Profit Organisation Futuro Valdivia gegründet. Die Ambulanz und andere aus Ellwangen unterstüzte Projekte werden seither in dem Dorf San Pedro von Futuro Valdivia betreut.

Warum der Name Futuro Valdivia ?     Futuro bedeutet Zukunft und Valdivia ist die vielleicht älteste Kultur auf dem amerikanischen Kontinent, dokumentiert seit  4000 vor Christus. Die Organisation arbeitet in der Küstenprovinz Santa Elena, die von den Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation als extrem arm eingestuft wird. Futuro Valdivia möchte als Werkzeug dienen, um die Zukunft von Valdivia langfristig positiv zu beeinflussen.

 Die Ambulanz

Die Ambulanz, ist  das Herzstück der Gesundheitsfürsorge ist, in San Pedro.  Zum Einzugsgebiet gehören die Kommunen San Pedro und Valdivia mit ungefähr 15 Dörfer und ca 30 000 Einwohnern.

Unter der Leitung von Monika Steffel, bietet Futuro Valdivia Allgemeinarzt, Kinderarzt, Hebamme, Ultraschall, Laboruntersuchungen und eine Apotheke an.. Regelmäßig  werden Spezialisten engagiert, die Samstags kommen und umsonst arbeiten.  Die Ambulanz finanziert sich  durch die sehr niedrigen Patientengebühren und die Einnahmen der Apotheke und mit Hilfe von Spenden . 

Besondere Betreuung mit spezifischen Programmen bieten wir fuer Patienten die mit HIV leben , Familien die Kinder mit Diabetes Typ 1 haben und andere 

Creciendo Feliz/ Glücklich aufwachsen 

Creciendo feliz ist ein Programm für unterernährte Kinder, das wir seit seit vielen Jahren betreuen. Es nehmen zwischen 30 und 40 Kindermonatlich  an unserem Programm teil. Diese Kinder kommen  einmal im Monat zum Kinderarzt und bekommen individuell für sie zusammengestellte Pakete mit Nahrungsergänzungsmitteln.  Das Programm richtet sich an Kinder von 0 bis 3 Jahren, da dieses Alter besonders wichtig für die Entwicklung des Gehirns ist.  Kinder, die heute unterernährt sind,  werden die armen Erwachsenen von morgen sein. 

Schulmaterial

Jedes Jahr bekommen etwa 250 Kinder Schulmaterial von Futuro Valdivia

Bevor das neue Schuljahr Mitte April  anfängt, bekommen alle Schüler eine Liste vom Bildungsministerium mit Material, das für den Unterricht benötigt wird. Die Kosten von 70 – 100 USD pro Kind sind für viele Familien nicht zu bewältigen. Spender aus verschiedenen Ländern, aber vor allem aus Deutschland, sorgen dafür, dass jedes Jahr 200 bis 300 Kinder aus “unseren” Dörfern Schulmaterial bekommen. 

Umweltprojekt

EcoSanitario– Wassermangel in unserem Gebiet und  das Fehlen von Abwasserkanälen hat uns dazu bewegt eine langzeitkompostierende Toilette, die kein Wasser benötigt und als Endprodukt einen erstklassigen Dünger liefert, zu introduzieren. Die ersten Toiletten wurden im Dezember 2015/ Januar 2016 . Momentan sind wir an der Vorbereitung und Planung von mehreren tausend Toiletten im Rahmen eines Haeuserbauprogramms der ecuatorianischen Regierung. 

Der mobile Operationssaal – Cinterandes

In der ueber 20-jährigen Zusammenarbeit mit der Stiftung Cinterandes aus Cuenca können geplante Operationen, wie zum Beispiel Gallenstein und Leistenbruch in dem mobilen Operationssaal operiert werden, ohne dass der Patient ins Krankenhaus muss.  Drei Mal im Jahr kommt der rollende Operationssaal nach Palmar,. Die Patienten und die Angehörigen müssen nicht in die Stadt fahren, die Chirurgen arbeiten gratis und die Patienten bezahlen nur das Material. Die Kosten für den Aufenthalt des Operationsteams werden von Futuro Valdivia übernommen

Durch Export von Kunsthandwerk Arbeitsplätze schaffen

In dem Gebiet, in dem Futuro Valdivia arbeitet, arbeiten geschickte Kunsthandwerker mit unterschiedlichen Materialien. Finden wir Kunden im Ausland, können wir Arbeitsplätze schaffen. Futuro Valdivia hat Fair Trade – Ambitionen aber kein Zertifikat.Beim  alljaehrlichen Manglaraltobasar in Ellwangen, Weihnachtsmaerkten, Eine-Welt-Laeden wird dieses Kunsthandwerk angeboten. 

Tagua oder pflanzliches Elfenbeinist eine Frucht die im frischen Zustand gegessen  werden kann, nach 9 Monaten trocknen die Eigenschaften und das Aussehen von Elfenbein annehmen. Tagua kann zur Herstellung von Ketten, Armbändern, Ringen und Figuren wie zum Beispiel Delfine, Schildkröten und Weihnachtskrippen genuetzt werden. 

Paja Toquilla– die grösste Plantage der Welt für Paja Toquilla, das das Rohmaterial für die Panamahüte ist, befindet sich bei uns in den Küstenbergen. Die Rohware wird in dem Dorf Barcelona bearbeitet und dann zum grössten Teil in die Anden zur weiteren Verabeitung zu Hüten und anderen Produkten verkauft.

Geschickte Silberschmiedemachen Schmuck aus Silber und kombinieren dieses mit der Spondylusmuschel, Perlmutt, Concha-Holz, Kokos oder Kuhhorn. Wir haben ein umfassendes Bildarchiv mit den hergestellten Schmuckstücken. Sind Sie an den Schmuckstücken interessiert, schicken wir Ihnen gerne den Produktkatalog mit DropBox.

Mujeres Cambia , ein Frauenprojekt bei dem 18 Frauen mitarbeiten und  verschiedene Artikel aus Papier herstellen , sind mit ihren Produkten in Ellwangen und Umgebung auf positive Resonanz gestoßen.  Alle Produkte werden in Handarbeit aus recycelten Materialien hergestellt und jede Frau erhält  einen angemessenen Lohn .