Willkommen

Liebe Mitglieder der Kirchengemeinden unserer Seelsorgeeinheit,

vieles, was uns derzeit beschäftigt, steht in einer engen Verbindung zur Coronavirus-Pandemie. Dadurch droht manches in Vergessenheit zu geraten oder an den Rand gedrängt zu werden.

In diesen Tagen denken wir trotz der Pandemie an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Die eine oder der andere von Ihnen erinnert sich sicherlich noch sehr gut an den April 1945. Immer näher rückten die Kriegshandlungen auch an unsere Stadt heran. Die Gefahr der Zerstörung des Lebensraums der Einwohnerinnen und Einwohner wuchs. Ohne sich von der herrschenden Ideologie beeinflussen zu lassen, trafen sich zahlreiche Gläubige in der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg, um die Fürsprache und den Schutz Marias zu erbitten. Wer damals in unserer Stadt lebte, vergisst nicht, wie ein aufziehendes Gewitter einen Luftangriff verhinderte und Ellwangen vor der Zerstörung bewahrte – bis heute für viele ein Zeichen, dass die Gebete und Bitten vieler erhört wurden. Am 8. Mai 1945 ging mit der Kapitulation Deutschlands der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende. Das Leid, das die Kriegsjahre und die Zeit davor für unzählbar viele Menschen in unserem Land und in anderen Ländern mit sich gebracht hatte, dauerte noch fort, wenn wir beispielsweise an die Familien, die den Vater, den Bruder, den Sohn verloren haben, oder an die Heimatvertriebenen denken. An sie alle erinnern wir uns, wenn am kommenden Freitag, 75 Jahre nach dem Kriegsende in Europa, mittags um 12.00 Uhr die Glocken unserer Kirchen läuten werden.

Der 8. Mai lädt uns nicht nur zur Erinnerung und zum Gedenken ein. Er ist auch ein Tag, der uns die nicht vergessen lässt, die ungeachtet der Coronavirus-Pandemie nach wie vor jeden Tag hier und dort in unserer Welt darunter leiden müssen, dass unter dem Deckmantel der Pandemie weiterhin Kriege geführt werden. Jede Kriegshandlung ist aus sich heraus sinnlos, weil sie immer gegen das Leben steht. Angesichts der Zerbrechlichkeit des Lebens, die uns die gegenwärtige Pandemie deutlich zeigt, wird uns noch bewusster, wie sehr es darauf ankommt, dass wir uns miteinander dafür einsetzen, dass alle in Frieden leben können. In Frieden leben heißt so leben, wie es uns als Menschen von Gott her zugedacht ist und entspricht. Ein solches Leben beginnt schon im Kleinen, daheim, in unseren Familien, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Schule, in den Vereinen, in der Stadt, in den Kirchengemeinden. So stellt der 8. Mai 2020 ein Tag des Erinnerns, des Gedenkens und des Sich-Bewusstwerdens der eigenen Verantwortung für eine gute Gegenwart und Zukunft aller dar.

Im Monat Mai ehren wir vor allem Maria. Die Generation vor uns hier in unserer Stadt wandte sich auf dem Schönenberg an Maria und vertraute darauf, dass sie bei Gott ein gutes Wort für die Menschen in ihrer Lage einlegt. Auch im Mai 2020 bitten wir sie um ihre Fürsprache für uns alle und in den Anliegen, die uns sowohl in Kirche als auch in der Welt als auch persönlich beschäftigen und in Beschlag nehmen.

Es grüßt Sie

Ihr Pfarrer Michael Windisch